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Kennen Sie schon unseren neuen Haustechniker aus Syrien?

Höflich, engagiert, aufgeschlossen – das ist unser neuer Mitarbeiter Mohammad Bassam Altaian. Er ist 48 Jahre alt und hat schon mehr erlebt als so manch Anderer: Der gebürtige Syrer ist erst vor knapp drei Jahren nach Deutschland gekommen. Davor hat er zwischenzeitlich in der Türkei gelebt und sich jetzt gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Kindern ein neues Leben in Ingelheim am Rhein aufgebaut.

Herr Altaian ist mit fünf Geschwistern in Damaskus aufgewachsen, hat nach dem Abitur zwei Jahre Tourismus studiert und wollte ein Wirtschafts-Fernstudium im Libanon absolvieren. Aufgrund des dort herrschenden Bürgerkrieges musste er dieses jedoch nach drei Jahren abbrechen.

Nachdem er einige Zeit in der Fabrik seines Vaters gearbeitet hatte, gründete er 1991 gemeinsam mit seinem Bruder eine eigene Textilfabrik im Vorort Al-Kadam von Damaskus. Bis zur staatlich veranlassten Schließung im Jahr 2012 war er hier tätig.

Der Bürgerkrieg in Syrien

Nachdem im Zuge des arabischen Frühlings 2011 auch in Syrien ein Bürgerkrieg ausgebrochen ist, hat sich Mohammad Bassam Altaian zunehmend um hilfsbedürftige Menschen und Familien gekümmert und diese beispielsweise mit Nahrung und Kleidung aus seiner Textilfabrik versorgt.

Diese Art von Hilfe war vom Assad-Regime jedoch nicht erwünscht und nachdem seine Fabrik 2012 geschlossen wurde, ist Altaian im Juli desselben Jahres mit seiner Familie im Auto nach Jordanien geflüchtet. Nach mehreren Monaten Aufenthalt ging es über Ägypten per Flugzeug weiter in die Türkei, wo die Familie anderthalb Jahre gelebt hat.

Altaian ist im September 2014 alleine über Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Deutschland gekommen und konnte seine Familie wenig später per Familiennachzug zu sich holen. Die gesamte Reise hat er größtenteils mit dem Schiff, Bus oder zu Fuß hinter sich gebracht und wie er uns erzählt, ist er einmal 200 km nur mit seinem Rucksack und etwas Proviant bestehend aus Datteln und Schokolade gelaufen – wir haben größten Respekt!

Sein Leben in Deutschland

Nachdem die Familie einige Zeit in der Türkei gelebt hatte und dort beispielsweise für seinen an Diabetes erkrankten Sohn nur eine unzureichende medizinische Versorgung möglich war, stand Altaians Ziel fest: Er wollte mit seiner Familie nach Deutschland.

Wieso? Sein Traum war es, in einem freiheitlich-demokratischen Staat zu leben, in dem seine Kinder eine gute Bildung genießen konnten und vielversprechende Zukunftsaussichten haben würden. Generell hatte er viel Gutes über die Deutschen gehört.
In Deutschland angekommen ist er über Dortmund, Bochum und Trier nach Münster-Sarmsheim bei Bingen gekommen und vor sieben Monaten schließlich nach Ingelheim gezogen.

Wie es ihm hier gefällt? Super! Besonders in Münster-Sarmsheim hat er in einer Hilfsgruppe für Flüchtlinge viele positive Erfahrungen gesammelt und von allen Seiten viel Hilfe erhalten. Seine Freude darüber sieht man ihm wahrlich an: Mit strahlendem Gesicht erzählt er, dass er sich hier wie zuhause fühlt und seine Freunde in Münster-Sarmsheim noch regelmäßig besucht.

Sogar bei Malu Dreyer, der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, war Altaian schon zu Gast. Seine ganze Familie nahm am Neujahrsempfang 2016 des Landes Rheinland-Pfalz teil und wurde dort auch in die Rede der Ministerpräsidentin aufgenommen. Die Rede lässt sich übrigens hier nachlesen –> Rede Neujahrsempfang Malu Dreyer RlP.

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Auch in unserer Druckerei in Ingelheim fühlt er sich sehr wohl. Er erzählt, wie herzlich er hier aufgenommen wurde, spricht sogar davon, sich wie in einer Familie zu fühlen und vergleicht seinen neuen Arbeitsplatz mit seiner geliebten Fabrik in Damaskus – wir sind natürlich begeistert!

Seine Arbeit bei Wolf Ingelheim

Herr Altaian arbeitet seit circa fünf Wochen in unserer Druckerei, nachdem er hier ein zweiwöchiges Praktikum absolviert hat. Als erfahrener Mechatroniker übernimmt er jegliche technische Arbeiten und steht den anderen Mitarbeitern auch sonst immer mit einer helfenden Hand zur Verfügung.

Als er unsere Fragen beantwortet, merkt man ihm deutlich an, dass er sich enorm freut, wieder einen festen Arbeitsplatz zu haben und seine Motivation und sein Tatendrang sind dabei nicht zu übersehen. Auch am Tag unseres Interviews besteht kein Zweifel, dass er sehr gerne hier ist: Er hat seinen Kollegen quasi als Begrüßungsgeschenk leckere syrische Spezialitäten mitgebracht und der gesamten Belegschaft somit eine große Freude bereitet.

Während seine Kinder schon in der Schule oder im Kindergarten Deutsch lernen, ist auch Herr Altaian sehr motiviert, seinen Wortschatz zu erweitern und gemeinsam mit seiner Frau den nächsthöheren Sprachkurs zu belegen. Während unseres Gespräches schaut er sogar einige Wörter nach und sucht nach den bestmöglichen Formulierungen – Engagement in Person!

Ob ihn hier etwas stört war für uns natürlich auch sehr interessant. Er sehnt sich verständlicherweise nach seinen Freunden und Familienmitgliedern in Syrien, zu denen er aber regelmäßig via Skype in Kontakt steht, und vermisst nebenbei auch seine alte Fabrik, die heute schon gar nicht mehr existiert.

Abgesehen von einigen syrischen Unterlagen, die hier in Deutschland teilweise nicht anerkannt werden, hat Herr Altaian aber nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Er hat Deutschland als seine neue Heimat lieben gelernt und kann sich gut vorstellen, den Rest seines Lebens hier zu verbringen.

Wir freuen uns mit ihm und heißen ihn nochmal herzlich in Ingelheim und in der Druckerei Wolf willkommen!

PS. Herr Altaian hat uns gebeten, noch einen persönlichen Gruß in diesen Artikel einzuflechten – „Danke Deutschland!“